Die Altorientalische Philologie ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Kulturen des Alten Orients (ohne Ägypten) auf textlicher Grundlage; sie umfasst somit die Kulturräume Altmesopotamien, Altsyrien, Altanatolien und Altiran. Der zeitliche Rahmen reicht von der Entwicklung der Keilschrift, des (mutmaßlich) ältesten Schriftsystems der Welt, um die Wende vom vierten zum dritten vorchristlichen Jahrtausend bis in die Zeit um Christi Geburt, als die Keilschrift von den aramäischen und griechischen Alphabetschriften endgültig verdrängt wurde. Während dieser annähernd drei Jahrtausende war die Keilschrift das bedeutendste Schriftsystems Vorderasiens, das für die Wiedergabe einer Vielzahl von Sprachen verwendet werden konnte und das – namentlich wegen seiner Verwendung für das Akkadische als weithin anerkannter Handels-, Verkehrs- und Diplomatensprache – über die genannten Kulturräume hinaus auch auf benachbarte Kulturkreise – denjenigen Altägyptens und des ägäischen Raumes – ausstrahlte. Das Akkadische als die am längsten und breitesten überlieferte sowie am besten bekannte Keilschriftsprache steht im Mittelpunkt des Studiums.
Das Fach beschäftigt sich gleichermaßen mit der sprachlichen Erschließung der Texte wie mit den sich aus diesen Texten ergebenden Fragestellungen zu Geschichte und Chronologie, Religion, Literatur, Wirtschaft, Gesellschaft, Recht, Wissenschaft und Technologie sowie anderen Bereichen der Kulturen des Alten Orients.