Afrikanische Sprachwissenschaft


Hier dreht es sich – Überraschung – um den afrikanischen Kontinent. Mit etwa 2000 verschiedenen und untereinander sehr unterschiedlichen Sprachen ist die Afrikanistik ein sehr spannendes und vielseitiges Feld für Sprachwissenschaftler. Hier studierst du also nicht eine Sprachfamilie, sondern gleich einen ganzen Kontinent. Ob Sprachdokumentation, historisch-vergleichende Sprachwissenschaft, Typologie oder Soziolinguistik. Durch die hohe Dichte an Sprachen und Kulturen bietet Afrika spannende Einblicke in allen Bereichen der Sprachwissenschaft. Du wirst von Sprachen hören, die Töne und Klicks verwenden und von Sprachen mit 35 Nominalklassen statt 3 Geschlechtern wie im Deutschen. Und du wirst feststellen, dass sich an der Einteilung der Sprachen des afrikanischen Kontinents in Sprachfamilien schon viele große Geister die Zähne ausgebissen haben.

Der Studiengang vermittelt  die grundlegenden Fachkenntnisse der Afrikanistik und ihrer Teildisziplinen sowie eine solide Ausbildung in zwei der folgenden modernen afrikanischen Verkehrssprachen: -Fula, Hausa, und Swahili. Die dazugehörenden kulturwissenschaftlichen und historischen Hintergründe werden ebenfalls erläutert.

In den ersten Semestern bekommen die Studierenden u.a. einen
Überblick über die Forschungsgeschichte sowie die genetische Klassifikation afrikanischer Sprachen. Des Weiteren
steht die typologische Diversität der Sprachen Afrikas im Mittelpunkt, welche anhand spezifischer Merkmale und Strukturen einführend dargestellt und erarbeitet wird. Neben der typologisch-linguistischen Ausrichtung wird außerdem ein Einblick in verschiedene Ausgestaltungen der soziokulturellen Vielfalt Afrikas gegeben. Daneben wählen die Studierenden ihre  Schwerpunktsprache(n) und lernen dort eine der weitverbreiteten Verkehrssprachen Ost- oder Westafrikas (z.B. Fula, Hausa oder Swahili). Bei der Sprachenwahl stehen wir beratend zur Seite und entwickeln für jeden Studierenden ein individuelles Studienprofil. 

Parallel werden die linguistischen Grundlagen erworben (allgemeiner Pflichtbereich). Jeder Studierende sollte im Laufe des ersten Semesters einmal zur Schwerpunktberatung kommen, um einen sinnvollen Studienplan zu erstellen.

Es bietet sich an nach dem B.A.-Abschluss einen Master in Afrikanischer Sprachwissenschaft anzuschließen. Wenn Empirische Sprachwissenschaft im HF belegt wurde (4-semestriger Bachelor), dann ist in Frankfurt lediglich ein 2-semestriger Master zu absolvieren. Ein Masterabschluss ermöglicht eine anschließende Promotion und Tätigkeit an Universität bzw. Forschungseinrichtungen.

Auch im außeruniversitären Bereich sind vielfältige Berufsfelder denkbar. Mobilität und Migration zwischen Afrika und Europa, Praktiken digitaler Kommunikation und vemehrte Medienberichterstattung verlangen heute in Europa nach einer Afrikaexpertise in vielen Berufsfeldern, die diesen neuen Anforderungen inhaltlich, sprachlich und methodisch gerecht wird. 

Je nach Richtung können und sollten im Rahmen der Wahlpflichtmodule bereits entsprechende berufsfeldorientierte Kompetenzen erworben werden. Mögliche Berufsfelder umfassen:

  • Fortbildung / Personalarbeit: Training und Schulung mündlicher und schriftlicher Kommunikation, Kommunikationsberatung, Coaching, Moderation;
  • Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation: I. interkulturelle Kommunikationstrainer, z. B. Vermittler internationaler Teams, II. Mediatoren, Einsatz bei Konflikten, deren Ursachen in kulturellen Unterschieden liegen, III. Berater und kulturelle Mittler, Erschließung von Auslandsmärkten oder Maßnahmen zur Integration von Ausländern;
  • Presse / Medien / Public Relations: Medienkonvergenz, Umgang mit Text, Bild, Ton, Film, Grafik, Hypertext, praktische Erfahrung im Schreiben, Textgestalten, Redigieren und Moderieren;
  • Technische Dokumentation: technischer Redakteur, Übersetzer oder Lektor, Darstellung jeglicher Informationen über technische Produkte;
  • Computer / Software / Neue Medien: Softwareentwicklung, Planung, Entwicklung und Realisierung von Hypertexten und Hypermedia sowie deren Vermittlung, Entwicklung von Lehr- und Lernsystemen;
  • Klinische Linguistik: Diagnostik und Therapie neurogener Sprach- und Sprechstörungen, Qualitätsmanagement, Aus- und Fortbildung, Forschung und Methodenentwicklung;
  • Dolmetschen / Übersetzen (neue Bedeutung durch explosionsartige Bedarfsentwicklung auf fachlichem Gebiet);
  • Sprachunterricht (Mutter- und Fremdsprachen): Schuldienst, Alphabetisierungskurse.

Quelle: Becker-Mrotzek, Michael / Brünner, Gisela / Cölfen, Hermann (Hg.) Linguistische Berufe. Ein Ratgeber zu aktuellen linguistischen Berufsfeldern. Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang 2000.