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Die Revolutionen der Jahre 2010 und 2011 in den Ländern Nordafrikas und Westasiens waren mit großen Hoffnungen auf Veränderung der Lebensumstände der Menschen verbunden. Nach mehr als zehn Jahren ist heute klar, dass die meisten Revolutionen vorerst zum Stillstand gekommen sind: Autoritäre Strukturen bleiben erhalten, Staaten zerfallen, neue nicht-staatliche Akteure, die ihr Handeln mit einer ultra-konservativen Lesart des Islams legitimieren, treten vermehrt in Erscheinung und über allem schweben die geostrategischen Interessen externer Akteure.
Während die Menschen vor Ort ihre Aufstände als Revolutionen feierten, sich in sozialen Bewegungen und Netzwerken organisierten, herrschte in hiesigen Diskursen zwar Anteilnahme und Begeisterung, zugleich jedoch auch Überraschung über die gesellschaftliche Dynamik angeblich verkrusteter Gesellschaften, die seit Jahrzehnten unter autoritären Strukturen leiden. Es dauerte nicht lange, da wurde diese Begeisterung mit der Angst vor einem „Arabischen Herbst“ und einer „Islamisierung“ der Aufstände konterkariert.
Dieses Seminar will einen Einstieg in die Regionalforschung geben und zugleich wichtige Konzepte der Sozialwissenschaften einführen. Dabei will es die Komplexitäten der sozio-politischen Realität dieser wichtigen Region reflektierend in die Analyse einbeziehen und etablierte, eurozentrische Narrative über den „Nahen Osten“, „den Islam“, die angebliche Demokratieunfähigkeit dieser Staaten etc. einreißen. Dazu ist es notwendig, die historische Gewordenheit staatlicher Strukturen, (zivil)gesellschaftlicher Entwicklungen sowie internationaler Interessen zusammen zu denken.
Wichtiges Element dieses Seminars wird deshalb eine kontinuierliche Arbeit am Begriff sein, das Hinterfragen scheinbar unverrückbarer Wahrheiten über die „orientalischen Anderen“ und die Frage nach Möglichkeiten der Veränderung.
Schreibende Reisende. Identität und Alterität aus literaturwissenschaftlichen und ethnologischen Perspektiven (Arbeitstitel)
Ziel des
Seminars ist es Literaturwissenschaften und Ethnologie sowie ihre Methoden in
ihren Grundzügen vorzustellen und einen ersten Blick auf interdisziplinäre
Synergien und Schnittstellen zu werfen. Mit einem regionalen Schwerpunkt auf ‚den
Amerikas‘ werden wir uns mit textuellen Darstellungen des „Eigenen“ und des „Fremden“
und ihrer Rolle im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext auseinandersetzen.
Zu den zentralen
thematischen Achsen, die wir im Laufe des Semesters betrachten wollen, gehören:
Reiseliteratur im Laufe der Zeit; Ethnologie und Tourismus; Mobilität und
Ethnographie als literarische Mittel; Fortschreibung von Exotisierung und Machtverhältnissen;
Inszenierung von sozialen Kategorisierungen und ihre Überschneidungen, …
In den
wöchentlichen Seminarsitzungen (online) sind neben Textdiskussionen und Inputs der
Dozentinnen auch Gruppen- und Reflexionsaufgaben geplant. Ab Mitte des
Semesters entwickeln wir ein Konzept für einen Blog, der am Ende des Semesters als
Seminar-Output online zugänglich werden soll. Die Beiträge für den Blog können
divers und entlang der Interessenschwerpunkte der Studierenden entworfen werden,
haben aber den Anspruch, die Inhalte, Diskussionen und Reflexionen der
Veranstaltung widerzuspiegeln. Im Rahmen des Tutoriums wird es Raum zur
Entwicklung und Umsetzung der einzelnen Beiträge geben.
Die Seminarbibliographie besteht aus deutsch- und englischsprachigen Texten. Eine Affinität für oder Kenntnisse von romanischen Sprachen, insbes. Französisch und Spanisch, sind keine Voraussetzung für die Teilnahme, aber sehr willkommen.