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Welche Bedeutung hat Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Während
des Studiums der Physik und Geophysik habe ich nicht nur das
Handwerkszeug für meinen heutigen Beruf als Patentanwalt erlernt,
sondern auch das logische Angehen von Problemstellungen. Meine Zeit im
Labor hat neben meiner Ausdauerfähigkeit auch mein Gefühl für technische
Abläufe geschult. Durch das Studium ist mein Interesse an
naturwissenschaftlichen Fragestellungen und der Weiterentwicklung auf
allen Gebieten der Technik verstärkt worden und hält bis heute an, so
dass mich das ständige Auseinandersetzen mit Neuentwicklungen im
täglichen Alltag noch stets erfüllt.
Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Neben
der eindrucksvollen Einführungsvorlesung zur experimentellen Physik von
Prof. Werner Martienssen, einschließlich alljährlichen
Zauberveranstaltungen, habe ich insbesondere die zahlreichen
Möglichkeiten des Arbeitens in anderen Labors geschätzt, wie der
Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt als
Studentenpraktikant sowie an den Instituten in Frankreich, wo ich auch
meinen Mann kennengelernt habe. Das Mitorganisieren einer
internationalen Konferenz (Conference on Crystal Field Effects and Heavy
Fermion Physics, 1988) mit einem Abschlussdinner im Senckenberg-Museum
unter Dinosaurier-Skeletten ist eine weitere schöne Erinnerung. Nie
vergessen werde ich außerdem eine Reportage für die Zeitschrift Bunte
über ›Frauen in der Physik‹, wofür ich, in Szene gesetzt wie eine
Hausfrau am Herd, an Knöpfen eines Frequenzgenerators drehend, komplett
mit wabernden Stickstoffdämpfen umgeben, fotografiert wurde.
Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Neben
Treffen mit Freunden und Reiten war Reisen stets meine größte
Leidenschaft. Das Kennenlernen anderer Länder, insbesondere deren
Kultur, Geschichte sowie auch Sprache, stellte einen Gegenpol zu der
rein naturwissenschaftlichen Ausrichtung meiner Ausbildung dar.
Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitätsveranstaltungen?
Vor
Eintritt in das Physikalische Institut habe ich mich im Wesentlichen in
privaten Wohnungen mit KommilitonInnen verabredet. Später haben wir uns
dann häufig gegenüber vom alten Physikalischen Institut in Bockenheim,
im Café Bauer, zusammengefunden. Auch die Labore des Physikalischen
Instituts dienten als Treffpunkte.
Wo wohnten Sie während des Studiums? Wenn es eine WG war - mit wem lebten Sie zusammen?
Am
Anfang meines Studiums wohnte ich noch zuhause. Später bin ich dann mit
meinem Mann zusammengezogen, erst nur während meiner Messaufenthalte in
Frankreich und dann in Sachsenhausen.
Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Vielleicht
ist mein wichtigster Erfolg darin zu sehen, dass sich eine Vielzahl von
kleineren Erfolgserlebnissen aneinandergereiht haben, wie mit jeder
wissenschaftlichen Veröffentlichung während meiner Forschungstätigkeit,
meiner Promotion, jedem Filmbeitrag, meiner Verpartnerung bei Boehmert
& Boehmert sowie den zu meinen Gunsten entschiedenen Verfahren seit
meiner Tätigkeit als Patentanwalt. Persönlich hat es mich zudem
besonders gefreut, als ein Richter am Bundespatentgericht seine letzte
mündliche Verhandlung vor seinem Ruhestand so gelegt hat, dass er noch
einmal über meine Ausführungen zu einer Erfindung entscheiden konnte.
Natürlich ist auch das stete Wachstum meines Büros in Frankfurt mit zur
Zeit 21 Mitarbeitern ein weiterer Erfolgsbaustein.
Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer bzw. Studierende mitbringen?
Ich
finde, dass die Neugier die wichtigste Eigenschaft sowohl eines
Hochschullehrers als auch eines Studierenden sein sollte. Zu dieser
Neugier sollten sich dann noch Ausdauerbereitschaft, Kreativität,
Weitsicht und Freundlichkeit zumindest dazu gesellen, sowohl für das
Miteinander zwischen Hochschullehrern und Studierenden als auch für das
Vorantreiben der jeweiligen Wissenschaft.
Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Studiert das, was Ihr spannend findet, Euch begeistert.
Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Ich wünsche mir einen Ort unabhängiger Forschung (sowohl praxisbezogen als auch ›ins Blaue hinein‹) und hochkarätiger Lehre.
Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten - wofür hätten Sie sich entschieden?
Während
meiner Kindheit hatte ich zahlreiche Berufswünsche, die weitab von dem
liegen, womit ich mich heute beschäftige. Vom Tierarzt bis zum
Hotelbesitzer war alles vertreten. Aus heutiger Sicht glaube ich jedoch
nicht, dass ich in einem dieser Berufe glücklich geworden wäre. Nur der
Beruf des Richters reizt mich bis heute, und zwar wegen seiner
Unabhängigkeit.
Wie lautet heute Ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Wenn wir heute nichts verändern, leben wir morgen im Gestern.