Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreisträgerin 2010
Schlüsselmoleküle neuronaler Netzwerkbildung
Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Paul Ehrlich- und Ludwig
Darmstaedter-Nachwuchspreis 2010 ging an die Frankfurter Biologin Prof. Dr. Amparo
Acker-Palmer Exzellenzzentrum „Makromolekulare Komplexe“ der Goethe-Universität
Frankfurt, für ihre „grundlegenden Beiträge zum Verständnis von Ephrinen und Eph-
Rezeptoren und ihrer Bedeutung für die Plastizität des Gehirns und die
Blutgefäßentwicklung“, so die Begründung des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung.
Parallelen in der Netzwerkbildung von Nervenzellen und Blutgefäßen
Blutgefäße und Nervenzellen durchziehen den Organismus häufig Seite an Seite. Dabei
benutzen sie zur Vernetzung ähnliche Mechanismen: Die Feinregulation erfolgt über
verschiedene anziehende und abstoßende Signale. Prof. Dr. Amparo Acker-Palmer erforscht
die molekularen Übertragungswege, die der Bildung von neuronalen und vaskulären
Netzwerken zugrunde liegen. Nervenzellen kommunizieren miteinander über Synapsen. Diese
Kontaktstellen werden permanent neu gebildet, stabilisiert und wieder aufgelöst. Diese Form
der Plastizität ist die Grundlage aller Lern- und Gedächtnisprozesse. Zu den
Schlüsselmolekülen gehören Ephrine. Ephrine sind Membran-gebundene Liganden, die an
Eph-Rezeptoren binden und von großer Bedeutung für die Bildung und Stabilisierung von
Synapsen sind. Im Zentrum der Forschungstätigkeit von Amparo Acker-Palmer und ihrem
zehnköpfigen Team stehen die Ephrin B-Liganden, die über intrazelluläre Signale maßgeblich
an der Bildung von Synapsen beteiligt sind. So hat die Wissenschaftlerin die molekularen
Mechanismen der Synapsenreifung durch Ephrine aufgeklärt und entdeckte kürzlich, dass
Ephrine die synaptische Funktion über Internalisierung des AMPA-Rezeptors, des
Hauptüberträgers von stimulierenden Signalen im Gehirn, reguliert. Inzwischen hat Amparo
Acker-Palmer ihre Arbeit an Nervenzellen auf Blutgefäße ausgeweitet. Dabei stellte sie
Parallelen im molekularen Übertragungsweg und Rezeptoren-Regulation fest und fand heraus,
dass Ephrin B-Liganden auch eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Vernetzung von
Blutgefäßen in Tumoren spielen, der so genannten Tumorangiogenese.
Prof. Dr. Amparo Acker-Palmer, geboren am 10. September 1968 in Sueca, Valencia,
Spanien, studierte Biologie und Biochemie an der Universität von Valencia, Spanien. Von
1992 bis 1996 promovierte sie mit Auszeichnung am Instituto de Investigaciones Citologicas
in Valencia über das Thema „Characterization of the proteasome in different subcellular
locations“. Danach ging sie als Postdoc an das Europäische Molekularbiologische Labor
(EMBL) nach Heidelberg. 2001 wechselte sie Leiterin einer selbstständigen
Nachwuchsgruppe für Signaltransduktion an das Max-Planck-Institut für Neurobiologie nach
Martinsried bei München. 2007 wurde sie an das Exzellenzzentrum „Makromolekulare
Komplexe“ der Goethe-Universität Frankfurt berufen. Amparo Acker-Palmer ist Mitglied der
Amerikanischen Gesellschaft für Biochemie und Molekulare Biologie, des Interdisziplinären
Zentrums für Neurowissenschaften Frankfurt (IZNF), des Frankfurter Zentrums für
Membranproteine (CMP) sowie der Deutschen Neurowissenschaftlichen Gesellschaft.