Projektbeschreibung:

Aus kognitionspsychologischer Sicht besteht Lesekompetenz in der effizienten Bewältigung von Teilprozessen des Leseverstehens auf der Wort-, Satz- und Textebene. Bislang ist noch wenig über die Struktur und Entwicklung dieser Teilprozesse im Verlauf des Lesenlernens in der Grundschule bekannt.
Ein Grund dafür ist das Fehlen von Messinstrumenten, die eine effizienz- und prozessbezogene Diagnostik von Lesefähigkeiten und der korrespondierenden Fähigkeiten des Hörverstehens im Grundschulalter ermöglichen würden. Es wurden bereits entsprechende computergestützte Messinstrumente entwickelt, die auf reaktionszeitbasierten Maßen und Item-Response-Modellen für Reaktionszeiten und Antwortrichtigkeit beruhen.
Diese Instrumente werden im Moment in einer querschnittlichen Untersuchung (N = 500) an Schülern/innen der ersten bis vierten Klassen erprobt, optimiert und validiert.

In einer darauf aufbauenden Längsschnittuntersuchung wird die Entwicklung der Effizienz von Teilprozessen des Leseverstehens in der Grundschulzeit untersucht. Im Mittelpunkt stehen dabei
(a) Analysen der Struktur von Teilfähigkeiten des Leseverstehens auf der Wort- und Satzebene (visuelle Worterkennung, semantische und syntaktische Integration),
(b) Analysen der Determinanten der Entwicklung dieser Fähigkeiten,
(c) Analysen der Auswirkungen dieser Fähigkeiten auf Textverstehen und schulische Leistungen und
(d) eine Analyse der Beziehungen von Teilfähigkeiten des Leseverstehens zu korrespondierenden Teilfähigkeiten im Bereich des Hörverstehens.

Neben wesentlichen theoretischen Beiträgen zur Lesekompetenzforschung verspricht das geplante Projekt praktische Erträge für eine differenzierte Förderdiagnostik von Lesefähigkeiten bei schwachen und durchschnittlichen Schülern/innen. Außerdem sind Erkenntnisse für eine Optimierung und adaptive Gestaltung des Leseunterrichts sowie für Präventions- und Fördermaßnahmen im Bereich des Lesenlernens zu erwarten.