Forschung am Seminar für Judaistik

Das Forschungsprofil des Seminars für Judaistik der Goethe-Universität ist vor allem auf die Kulturgeschichte des europäischen Judentums vom Mittelalter bis in die Neuzeit hin orientiert, öffnet sich aber auch dem antiken und dem außereuropäischen Judentum. Einen Schwerpunkt bildet die Erforschung der Kulturgeschichte des ashkenazischen Judentums im Hinblick auf die Annahme, dass die jüdischen Gemeinden in Mitteleuropa in Mittelalter, Frühneuzeit und Moderne in ein Netzwerk von Kontakten und Beziehungen zu nichtjüdischen sowie zu anderen jüdischen Gemeinden eingebunden waren. Die jüdische Identität in den ashkenazischen Gemeinden ist geprägt von einer Vielfalt sozio-kultureller Faktoren und wird in Auseinandersetzung mit und in Abgrenzung von anderen jüdischen wie nichtjüdischen Traditionen konstruiert.

Die unterschiedlichen Komponenten der ashkenazischen Kultur werden vorrangig mithilfe der philologischen und kulturhistorischen Analyse von Texten aus den verschiedenen Gattungen jüdischer (v.a. hebräischer und jiddischer) Literatur rekonstruiert. Dabei ermöglicht die Verbindung von philologischen, literaturwissenschaftlichen, geschichtswissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Ansätzen Fallstudien und systematische Analysen, die Ausschnitte aus der jüdischen Kultur-, Geistes- und Religionsgeschichte beleuchten.

Die Interaktion des Judentums mit den jeweiligen Umgebungskulturen bedeutet für die Erforschung der unterschiedlichen jüdischen Kulturen jeweils auch die Auseinandersetzung mit der Umgebungskultur. Diesem Umstand wird am Seminar für Judaistik durch die interdisziplinäre Ausrichtung der Mitarbeiter sowie der Kooperation mit Spezialisten für unterschiedliche Disziplinen, die die jeweilige Umgebungskultur erforschen, Rechnung getragen.