Personen

Workshop „(Selbst-)kritisches Übersetzen“

Freitag, 7. Juli 2023, 16–16 Uhr, HZ 9, Hörsaalzentrum Westend

Zucker hat eine verwobene, lange und dunkle Geschichte, die in den Plantagen europäischer Kolonien beginnt und von diesem Ausgangspunkt eine ganze Reihe von Konsumverhältnissen und Formen des versüßten Genusses ermöglicht. In welcher Form lässt sich von Zucker, von Hunger, von Begehren, und ihren Ursprüngen im kolonialen Handel mit Genussmitteln, erzählen?

Im Zusammenhang mit den Seminaren „Ästhetik des Archipels“ (Nathan Taylor) und „Aneignung, Entwendung. Theorie und Praxis kritischen Literatur- und Kulturtransfers“ (Judith Kasper und Susanne Komfort-Hein) diskutiert die Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger über ihren 2020 im Hanser Verlag erschienenen Roman Aus der Zuckerfabrik – ein Buch, das für die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2020 nominiert wurde.

Elmigers Roman entwickelt eine Darstellungsform, in der ein dicht verwobenes Netz an Beziehungen und Verflechtungen gesponnen wird. Ausgehend von der Zuckerproduktion reichen diese von Chantal Akerman über Adam Smith, von Kleist über Karl Marx, von Binswangers Fallanalyse Ellen West und autographischen Dokumenten seiner Patientin, con Marie Luise Kaschnitz über Max Frisch und Philip Roth, von Haiti über Paris und Philadelphia bis in die Schweiz hinein.

Im Gespräch mit Dorothee Elmiger fragen wir nach der Ästhetik und Schreibweise des Romans, wir erkunden seine Intertexte und Schauplätze auf Insel sowie auf Festland, auf beiden Seiten des Atlantik. Um die Poetik der Entwendung und die Ästhetik eines gleichsam archipelischen Schreibens sowie um die literarisch-historische Auseinandersetzung mit den Ursprüngen europäischen Konsums wird es gehen.

Die Veranstaltung wird von den Studiengruppen „Ästhetik“ und „Appropriation. Ethische, ästhetische und politische Dimensionen von Aktualisierung“ des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften ermöglicht.