Dissertation

 
 

Spät- und postglazialer Landschaftswandel am nördlichen Oberrhein (online-Publikation)

Die spät- und postglaziale Fluss- und Landschaftsgeschichte im nördlichen Oberrheingraben ist durch einen mehrmaligen Wandel der fluvialen Geomorphodynamik gekennzeichnet. Im Rahmen der Studie waren unterschiedliche Entwicklungsphasen der Landschaft mit Hilfe verschiedener Methoden (14C-AMS, IR-OSL, Pollen-, Schwermineralanalysen) erstmals präziser zu datieren.

Ab dem Spätglazial entwickelte der nördliche Oberrhein drei Mäandergenerationen. Der Beginn der Mäanderbildung setzte zeitlich vor dem Laacher See-Ereignis im späten Allerød ein. Die Entstehung der Älteren Mäandergeneration dauerte bis in das frühe Atlantikum. In der zweiten Hälfte des Atlantikums leitete ein flussdynamischer Umbruch die Bildung der Mittleren Mäandergeneration ein. Damit begann eine Phase mit vorwiegend toniger Auensedimentation („Schwarze Tone“) – nicht auszuschließen ist, dass dieses Geschehen bereits teilweise durch Effekte neolithischer Landnutzung beeinflusst war. Auch die Entwicklung der Jüngsten Mäandergeneration im Übergang vom Subboreal zum Subatlantikum war sicherlich nicht rein klimatisch gesteuert. Wahrscheinlich ist das nun wieder stärker furkativ geprägte Fließmuster und die einhergehende Vergröberung der Auenfazies auf die Überlagerung von natürlichen Abläufen mit anthropogenen Beeinflussungen zurückzuführen. Dafür spricht, dass die Landschaft während der Eisen- und der Römerzeit weitgehend entwaldet war.

Die parallel durchgeführten Untersuchungen am spätglazialen Bergstraßen-Neckar erlauben die zeitliche Trennung eines älteren Mäanderkurses, der in der Jüngeren Dryas verlandete, von einem jungdryaszeitlichen Verlauf. In der Paläorinne dieses jüngsten Laufes setzte im frühen Präboreal das Wachstum von Niedermoortorfen ein. Das dokumentiert, dass der Bergstraßen-Neckar spätestens im beginnenden Holozän vollständig deaktiviert war. Die Abschnürung des Bergstraßenlaufes erfolgte vermutlich im Anschluss an die letzte würmzeitliche Flugsandphase, die nach schwermineralogischen und tephrostratigraphischen Befunden in die Jüngere Dryas zu stellen ist. Zu der Zeit wurde das auf der Oberen Niederterrasse existierende, ältere Dünenrelief (Endpleni- bis frühes Spätglazial) überweht, während auf der Unteren Niederterrasse lokale Dünenvorkommen entstanden. Möglicherweise dauerte die Flugsandbildung örtlich bis in das früheste Präboreal an, bevor in späteren Zeiten des Holozän ein anthropogen induziertes Aufleben der Flugsandaktivität zu beobachten ist.

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