Ethnische, kulturelle, religiöse und sprachliche Faktoren wirken bei der Identitätsbildung im Nahen Osten zusammen. Sprachliche Variation präsentiert sich hier als Koexistenz sogenannter „communal dialects“. Diese spiegeln sehr unterschiedliche Identitätsaspekte wider und geben unter anderem den Gegensätzen von Ethnie, Religion, Sesshaftigkeit, Staatsangehörigkeit, sozioökonomischem Status und Urbanität Ausdruck
Die konkrete Bedeutung von Begriffen wie „Araber“, „Aramäer“ und „(As)Syrer“ bzw. „arabisch“, „aramäisch“, und „(as)syrisch“ ist vor diesem Hintergrund gerade in Bezug Individuen und ihre Identität schwer zu fassen. Was damit im Einzelfall jeweils gemeint ist, ist nicht nur durch die jeweiligen Personen und ihre individuelle Vita konditioniert, sondern hängt auch von ihrer geographischen Herkunft, ihrer Nationalität und Staatsangehörigkeit sowie weiteren identitätsstiftenden Faktoren wie Gender, Religion, Sprache und Dialekt oder ihrer sozio-kulturellen Herkunft ab. Darüber hinaus ist diese „Identität“ nicht statisch, sondern dynamisch und zusätzlichen Faktoren unterworfen. Hierzu gehören die (vermeintlichen) Identität von Gesprächspartnern, die jeweilige tagespolitische Situation und Ähnliches. Neben der synchronen Dynamik existiert auch eine diachrone Dynamik. Diese Dynamiken werden durch das „Leben in der Diaspora“ bzw. die Migrationssituation noch einmal verstärkt und zusätzlichen Änderungen unterworfen.
Das Projekt „Dynamiken von Sprache und Identität unter Arabern und Aramäern in Deutschland“ stellt die Frage, welche Faktoren und Dynamiken bei der Identitätsbildung von in Deutschland lebenden „Aramäern“ und „Arabern“ zum Tragen kommen. Im Fokus stehen dabei nicht nur die grundsätzliche Eigen- wie auch Fremdwahrnehmung, sondern auch situationsbedingte Veränderungen, denen die Zugehörigkeit zur und die Verortung innerhalb der jeweiligen Gruppe unterworfen sein können. Die verschiedenen ethnischen und sprachlichen, aber auch historischen, religiösen und sozio-kulturellen Faktoren, die hierbei ein Wirkung entfalten, sind zu identifizieren und in ihren Konstellationen und Wirkungen zu beschreiben.
Die Erfassung und Hierarchisierung der verschiedenen identitätsbildenden Faktoren und ihrer Dynamiken im deutschen Kontext leistet dabei einen Beitrag im Rahmen soziopolitischer Diskurse zur Migration und Identität.