Lehrveranstaltungen Archiv

Winter 2005 / 2006Vorlesung

Einführung in die Ältere Deutsche Literaturwissenschaft

Beginn: 27. Oktober 2005

Die Vorlesung vermittelt Grundlagenkenntnisse von spezifischen Bedingungen und Gegebenheiten der deutschen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (bis 1600). Insbesondere gibt es Einblicke in die mittelhochdeutsche Sprache (Aspekte der Sprachgeschichte, historischen Grammatik, historischen Semantik) und Literatur (Gattungen, Institutionen der literarischen Kultur, etc.).

Die Teilnahme an einem vertiefenden Begleitseminar (siehe Grundstudium) ist verbindlich.

Hilfsmittel: Hermann Paul, Mittelhochdeutsche Grammatik, Tübingen: Niemeyer 1998; eine erschließende Kurzgrammatik wird als pdf-Datei zur Verfügung gestellt. Hilkert Weddige, Einführung in die germanistische Mediävistik, München: Beck 2003.

 

Proseminar  

Sebastian Brant: Das Narrenschiff

Beginn: 27. Oktober 2005

Das von Sebastian Brant verfaßte und von Albrecht Dürer illustrierte 'Narrenschiff' wurde anläßlich der Baseler Fastnacht des Jahres 1494 veröffentlicht. Es gilt heute als größter deutscher Bucherfolg vor Goethes 'Werther'. In 112 Kapiteln entwirft es ein satirisches Panoptikum der menschlichen Torheiten, das Wissensbestände verschiedenster Herkunft (Theologie, Philosophie, Mythologie, Sprichwörter) vereint. Das Seminar wird in textnahen Analysen die karnevaleske Poetik des 'Narrenschiffs' untersuchen und die zentralen Metaphern der Narrheit und des Schiffbruchs im Lichte literatur- und kulturwissenschaftlicher Theoriekonzepte (Michel Foucault, Hans Blumenberg, Jurij M. Lotman) diskutieren.

Textgrundlage: Sebastian Brant, Das Narrenschiff, hg. v. Manfred Lemmer, Tübingen: Niemeyer 2004.

Anmeldung vor der ersten Vorlesungswoche per E-mail an Frau Bopp: >>  i.bopp@nexgo.de ); ein Info-Blatt wird bei der Anmeldung zur Verfügung gestellt.

 

Hauptseminar

Märtyrer

Beginn: 25. Oktober 2005

Daß Märtyrer auch in der höfischen Dichtung des Mittelalters begegnen, zeigen folgende drei Erzählungen:

(1) Georg, ein heiliger Ritter, wird für seinen Glauben gerädert, vergiftet, zersägt und verbrannt; doch übersteht er alle Martern und bekehrt als Prediger und Wundertäter Tausende zum christlichen Glauben (Reinbot von Dürne, 'Der heilige Georg').

(2) Gregorius, Landesherr von Aquitanien, läßt sich zur Buße für eine unwissentlich begangene Sünde auf einer Felseninsel anketten, wo er mit Gottes Hilfe 17 Jahre lang ohne Nahrung überlebt; schließlich wird der lebende marteraere errettet und zum neuen Papst erwählt (Hartmann von Aue, 'Gregorius').

(3) Heinrich, ein schwäbischer Landesherr, wird durch Gottes Fügung vom Aussatz befallen und trifft auf ein unschuldiges Bauernmädchen, das bereit ist, für ihn den Opfertod zu sterben, indem es sich bei lebendigem Leibe das Herz herausschneiden läßt (Hartmann von Aue, 'Der arme Heinrich'). Das Seminar wird sich diesen Märtyrergeschichten aus kulturwissenschaftlicher Perspektive nähern und sie im Lichte rezenter Opfer- und Säkularisierungstheorien analysieren.

Textgrundlage:

  • Hartmann von Aue, Gregorius (Altdeutsche Textbibliothek 2), Tübingen: Niemeyer 152004;
  • Hartmann von Aue, Der arme Heinrich (Altdeutsche Textbibliothek 3), Tübingen: Niemeyer 172001;
  • Reinbot von Durne, 'Der heilige Georg' (Germanische Bibliothek 3,1), Heidelberg: Winter 1907.

Die ersten beiden Texte bitte kaufen, der dritte wird im Seminarapparat zur Verfügung gestellt.

 

Kolloquium

Queer Studies

Beginn: 27. Oktober 2005

Queer Studies - so heißt eine kulturwissenschaftliche Forschungsperspektive, die seit den 1990er Jahren in den USA und in Großbritannien floriert, hierzulande aber noch wenig rezipiert worden ist. Anknüpfend an die Diskussionen der poststrukturalistischen Geschlechtertheorie (Gender Studies) und der Gay and Lesbian Studies, verfolgt sie ein zugleich akademisches und politisches Projekt, nämlich die Dekonstruktion heteronormativer Denk-, Sprach- und Handlungsweisen, die auf den binären Oppositionen von Mann/Frau und Hetero/Homosexualität basieren. Das Kolloquium möchte Studierenden (und gern auch Lehrenden) aller Fachbereiche ein interdisziplinäres Forum bieten für die gemeinsame Lektüre theoretischer Basistexte (Butler, Sedgwick, Rubin, Halperin u.a.) und kultureller Dokumente (Literatur, Film, Kunst, Werbung, Presse) sowie für die Anregung und Begleitung einschlägiger Forschungsarbeiten.

Textgrundlage: Andreas Kraß (Hg.), Queer denken. Gegen die Ordnung der Sexualität (Queer Studies), Frankfurt/M.: Suhrkamp 2003 (es 2248).

 


 

Sommer 2005

 

Vorlesung

Einführung in den Minnesang

Beginn: 12. April 2005

Die für Studierende des Grund- und Hauptstudiums geeignete Vorlesung führt ein in die Liebeslyrik des deutschen Mittelalters. Sie stellt an ausführlich analysierten Textbeispielen das Spektrum der verschiedenen Gattungen (Kanzone, Tagelied, Wechsel, Kreuzzugslied, etc.), Epochen ('donauländischer Minnesang', 'hoher Minnesang', spätmittelalterliche Ausläufer) und europäischen Kontexte (romanische Liebeslyrik, lateinische Vagantenlyrik) des Minnesangs vor. Besonderes Gewicht liegt auf der kulturwissenschaftlichen Einordnung des Phänomens, insbesondere auf der Analyse der konstituierten Geschlechterrollen (Gender Theory) und narzißtischen Begehrensstrukturen (Psychoanalyse). Zentrale Aspekte der Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte sowie der Aufführungssituation (Performanz, Text/Musik) werden ebenfalls zur Sprache kommen.

 

Einführungsseminar (Proseminar) 

Einführung in die Ältere deutsche Literaturwissenschaft I + II

Beginn: 12. April 2005

Das Einführungsseminar schafft die Voraussetzungen für das Studium der deutschen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Es befaßt sich mit mittelhochdeutscher Sprache und Literatur und den europäischen Nachbarliteraturen, gibt einen Überblick über die wichtigsten literarischen Gattungen und führt in die Forschungsgeschichte und die Methoden der Texterschließung und Textanalyse ein.

Die Teilnahme am begleitenden Tutorium (Donnerstag, 10 - 12 Uhr, IG 2.201, Dozent: Michael Ott) wird dringend empfohlen. Anmeldung in der ersten Sitzung.

Textgrundlage:

Hartmann von Aue. Gregorius, hg. von Hermann Paul/Ludwig Wolff, 15. Auflage, Tübingen: Niemeyer 2004 (Altdeutsche Textbibliothek 2).

Hilfsmittel:

Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 38. Auflage, Stuttgart: Hirzel 1992 (nur die gebundene Ausgabe für 19,40 Euro ist brauchbar).

 

Seminar  

Editionsphilologie

Beginn: 22. April 2004

Das Hauptseminar versteht sich als theoretische und praktische Einführung in die Methoden der mediävistischen Editionsphilologie. Der vom handschriftlichen Überlieferungsbefund zum modernen Editionstext führende Weg wird Schritt für Schritt nachvollzogen. Verschiedene Editionsverfahren (textgeschichtlich vs. textkritisch, synoptisch vs. leithandschriftlich, etc.) werden anhand von Textbeispielen vorgestellt, stets unter Berücksichtigung des wissenschaftsgeschichtlichen Kontexts. Als Fallbeispiele dienen:

die wechselvolle Geschichte der Ausgaben von 'Minnesangs Frühling',

die Erzählungen Hartmanns von Aue im Bezug zu ihren altfranzösischen Vorlagen, ausgewählte mittel- und frühneuhochdeutsche Übersetzungen lateinischer Hymnen und Sequenzen, sowie der spektakuläre Sonderfall der editionsphilologischen Rekonstruktion einer Erzählung des 13. Jahrhunderts aus einem Druck des 16. Jahrhunderts (Konrad von Würzburg, 'Engelhard'). Ein Informationsblatt mit Hinweisen zur Vorbereitung und Organisation des Seminars erhalten Sie bei der Anmeldung.

 


 Winter 2004 / 2005

 

Vorlesung  

Freundschaft als Passion

Beginn: 19. Oktober 2004

Der in Anlehnung an Niklas Luhmanns Buch 'Liebe als Passion' formulierte Vorlesungstitel verweist auf zwei zentrale Aspekte des vormodernen Freundschaftsdiskurses. Einerseits werden exklusive Freundschaften zwischen Männern oftmals aus der Perspektive des Todes, als "Passionsgeschichten", inszeniert. Andererseits liefert die Situation des drohenden, sich vollziehenden oder bereits erfolgten Todes eine Lizenz, Freundschaft als affektive, "passionierte" Bindung zu artikulieren. Im Mittelpunkt der Vorlesung werden exemplarische Freundespaare der mittelalterlichen Literatur und Ikonographie stehen (u. a. Achill und Patroklos, David und Jonathan, Gawein und Iwein, Engelhard und Dietrich). Ausführlich besprochen werden auch die antiken und biblischen Quellen, mittelalterlichen Freundschaftstraktate und neuzeitlichen Rezeptionen von Montaigne bis Tolkiens 'Lord of the Rings' und Wolfgang Petersens 'Troja'-Film. Die interdisziplinär und komparatistisch angelegte Vorlesung berücksichtigt Fragestellungen der Gender Theory und Queer Theory und analysiert insbesondere die diskursive und semiotische Konstellation von Freundschaft, Geschlecht und Begehren. Ein Teil der Vorlesung ist für gemeinsame Diskussion reserviert.

 

Einführungsseminar (Proseminar)

Einführung in die Ältere deutsche Literaturwissenschaft I + II

Beginn: 20. Oktober 2004

Das Einführungsseminar will die Voraussetzungen für das Studium der mittelalterlichen Literatur schaffen. Es beschäftigt sich mit mittelhochdeutscher Sprache und Literatur und den europäischen Nachbarliteraturen, gibt einen Überblick über die wichtigsten literarischen und führt in die Forschungsgeschichte und die Methoden der Texterschließung und Textanalyse ein.

Die Teilnahme am begleitenden Tutorium (Montag, 12 - 14 Uhr, IG 2.301, Dozent: Michael Ott) wird dringend empfohlen. Anmeldung in der ersten Sitzung.

Textgrundlage:

Hartmann von Aue. Gregorius, hg. von Hermann Paul/ Ludwig Wolff, Tübingen: Niemeyer (Altdeutsche Textbibliothek 2) 1972 u.ö.

 

Seminar  

Die Historia von Dr. Johann Fausten

Beginn: 19. Oktober 2004

Die 'Historia von D. Johann Fausten', der frühneuzeitliche "Urtext" der Faustdichtungen von Christopher Marlowe über Johann Wolfgang Goethe bis Thomas Mann, weist mehrfache Bezüge zur Stadt Frankfurt auf: Sie erschien erstmals anläßlich der Frankfurter Buchmesse im Herbst 1587, sie wurde von einem Frankfurter Verleger betreut, und sie spielt auch teilweise in Frankfurt. Die Figur des Protagonisten läßt sich als repräsentatives Exemplar des renaissance-humanistischen homo academicus und somit als Verkörperung einer anthropologischen Epochensignatur lesen. Das Seminar befaßt sich u. a. mit der Poetik des Textes, dem Problem der Melancholie und der Rezeptionsgeschichte der Faust-Dichtung. Auf genaue Textanalysen wird ebenso viel Wert gelegt wie auf übergreifende methodologische Überlegungen, insbesondere auch zur Relevanz psychoanalytischer Lektüreansätze (vgl. Freuds Konzepte der Melancholie und der Teufelsneurose).

Als Textgrundlage dient die bei Reclam (RUB 1516) erschienene Ausgabe von FÜSSEL/KREUTZER.