Zambujal

 
 

Holozäne Landschaftsentwicklung im Sizandro-Tal (Provinz Estremadura/Portugal – anthropogene Veränderungen seit der Kupferzeit

Der Rio Sizandro mündet 40 km nördlich von Lissabon in den Atlantischen Ozean. Noch im jüngeren Holozän existierte im Unterlauf eine Meeresbucht, die sich, bedingt durch das gegen Ende des letzten Glazials einsetzende weltweite Abtauen des Eises und den damit korrespondierenden globalen Anstieg des Meeresspiegels ausgebildet hatte.

Zur Zeit größter Ausdehnung im holozänen Klimaoptimum vor 6500 Jahren reichte die Bucht im Sizandro-Tal etwa 16 km weit in das Landesinnere hinein. Danach verlandete der Meeresarm und die Küstenlinie regredierte bis in den Bereich der heutigen Mündung, was auf mehrere Phasen mit starken, anthropogen ausgelösten Sedimenteinträgen seit der Kupferzeit (2650-1500 v. Chr.) zurückgeführt wird (Hoffmann 1988).

Die Zeitabläufe und das Ineinandergreifen von Ursachen (Klima vs. human impact) dieser Entwicklung sind nicht ausreichend erforscht. Ziel der gemeinsam mit Prof. Dr. Heinrich Thiemeyer (Frankfurt a. M.) durchgeführten aktuellen Untersuchungen am Rio Sizandro ist es, potenzielle Einflussfaktoren der Verlandungsschübe raum-zeitlich zu differenzieren und die Sedimentationsphasen chronologisch präzise einzuordnen.

Eingebunden in die von der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Institutes geleiteten interdisziplinären Studien zur Erforschung der in einem Seitental gelegenen kupferzeitlichen Befestigungsanlage Zambujal, wird die Talentwicklung an Sedimentbohrkernen aus den Flussauen des Rio Sizandro und seiner Seitenflüsse untersucht. Begleitende geopysikalische Untersuchungen (AG Prof. Dr. A. Junge, Frankfurt a. M.) dienen dazu, die Paläomorphologie des Tales vor Beginn der Verfüllung mit Lockersedimenten zu erkunden.

Ausgehend von den Vermutungen früherer Arbeiten, bereits die kupferzeitliche Besiedelung habe eine erste Phase mit starker Bodenerosion ausgelöst, erfolgen begleitende Spezialuntersuchungen. Untersuchungen an Böden zielen darauf ab, die ursprünglichen Bodenverhältnisse und das Ausmaß des Bodenabtrages im Einzugsgebiet des Rio Sizandro zu erfassen. Pollenanalysen (Dr. A.J. Kalis, Dr. A. Schweizer, Frankfurt a. M.) sollen Erkenntnisse zur holozänen Umweltentwicklung (Klima, Vegetation) und anthropogenen Veränderungen bringen.

[Zusammenarbeit]