Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreisträger 2011
Molekulare und mechanische Mechanismen der Zelldifferenzierung
Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Paul Ehrlich- und Ludwig
Darmstaedter-Nachwuchspreis 2011 geht an den Dresdner Biophysiker Dr. Stephan Grill,
36, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und
Genetik und am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme. Er wird für seine
„Beiträge auf dem Gebiet der Zellbiologie“ ausgezeichnet, so die Begründung des
Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung.
Wie differenzieren sich Zellen?
Wie differenzieren sich Zellen in die verschiedenen Zelltypen, die einen lebenden
Organismus ausmachen? Neben molekularen Mechanismen spielen dabei mechanische
Prozesse eine wesentliche Rolle. Wie diese Parameter miteinander interagieren, steht im
Zentrum der Forschungsaktivitäten von Dr. Stephan Grill. Der Biophysiker hat dazu eine
Methode entwickelt, mit der die mechanischen Kräfte in lebenden Zellen gemessen werden
können. Mit Hilfe eines Lasers kann er bestimmte Zellstrukturen minimal-invasiv zerstören.
Deren Fragmente bewegen sich danach voneinander weg, falls die Struktur unter
mechanischer Spannung stand. Auf diese Weise erhält der Wissenschaftler einen Überblick
darüber, wo in der Zelle mechanische Kräfte walten. Mit seiner Methode der lasergestützten
nicht-invasiven intrazellulären Mikrochirurgie hat Stephan Grill eine neue
Forschungsrichtung eröffnet, mit der es möglich ist, die Verknüpfung mechanischer und
biochemischer Prozesse in der Zellbiologie zu verstehen.
Dr. Stephan Grill hat an der Universität Heidelberg Physik studiert und dann am
Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg zu einem
biologischen Thema promoviert. Dort entwickelte er auch seine Methode der nichtinvasiven
intrazellulären Mikrochirurgie, um die Mechanismen der Zellteilung einer
Mutterzelle in zwei unterschiedlich große Tochterzellen zu untersuchen – ein wichtiger
Vorgang bei der Entstehung von komplexen Organismen. Diese in Nature veröffentlichte
Arbeit ist bisher rund 150 Mal zitiert worden. Nach Postdoc-Aufenthalten zunächst am
Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik bei Prof. Dr. Anthony Hyman
in Dresden (2002 bis 2004) und an der University of Berkeley in Kalifornien, USA, bei Prof.
Dr. Carlos Bustamante (2004 bis 2006) nahm Stephan Grill im Jahr 2006 seine Tätigkeit als
Nachwuchsforschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und
Genetik und am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden auf, wo er
noch heute tätig ist. Stephan Grill wurde in den Jahren 2004 bis 2006 mit einem EMBO
Stipendium und einem Stipendium der Helen Hay Whitney Stiftung gefördert und im Jahr
2009 mit dem Arches Award des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
ausgezeichnet.