Der Chemiker und Biologe Prof. Dr. Cesare Montecucco, Abteilung für Biomedizinische Forschung der Universität Padua, Italien, erhielt den mit
100.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2011 für seine
herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet pathogener Erkrankungen wie
Tetanus. Dies beschloss der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung. Der Paul Ehrlich- und
Ludwig Darmstaedter-Preis gehört zu den international renommiertesten Auszeichnungen,
die in der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der Medizin vergeben werden. Die
Preisverleihung fand am 14. März 2011, dem Geburtstag von Paul Ehrlich (1854-1915), in
der Paulskirche in Frankfurt statt.
Cesare Montecucco beschäftigte sich mit Erkrankungen, die durch pathogene Bakterien
hervorgerufen werden. Dazu zählen unter anderem Botulismus, Milzbrand, durch
Helicobacter pylori hervorgerufene gastrointestinale Erkrankungen sowie Tetanus, eine
schwere, akute Infektionskrankheit, die durch das Neurotoxin der Tetanusbakterien
Clostridium tetani hervorgerufen wird. Auffällig bei Tetanus ist eine krampfartige Starre der
Muskulatur - daher auch der Name Wundstarrkrampf. Unbehandelt kann die Erkrankung
tödlich enden. Cesare Montecucco untersuchte, wie das Tetanus-Neurotoxin bestimmte
Vesikel an den Enden von Nervenzellen, die so genannten synaptischen Vesikel, daran
hindert, Botenstoffe (Neurotransmitter) freizusetzen, die für die Zell-Zell-Kommunikation
zwischen Nervenzellen von grundlegender Bedeutung sind. Er postulierte, dass das Tetanus-
Neurotoxin bestimmte Komponenten der an der Freisetzung beteiligten Proteine spaltet und
dadurch die tödliche Blockade verursacht. Bei dem blockierten Protein handelt es sich um
das VAMP/Synaptobrevin, das zu den SNARE-Proteinen gehört. Diese Proteingruppe
vermittelt den Kontakt und die Fusion der Vesikelmembran mit der Membran der Zielzelle –
ein fundamentaler Prozess in der Biologie. Entsprechend gilt Montecuccos Entdeckung als
Durchbruch im Verständnis von Transportprozessen zwischen Zellen.
Prof. Dr. Cesare Montecucco, geboren 1947 in Trento, Italien, studierte Chemie und
Biologie an der Universität Padua, Italien, wo er heute als Professor für Pathologie und
Vizedirektor der Scuola Galileiana tätig ist. Weitere Forschungsstationen waren die
Universität Cambridge (Großbritannien), Utrecht (Niederlande), das Pasteur Institut in Paris
(Frankreich) und das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in
Heidelberg. Montecucco hat mehr als 250 Artikel sowie zwei Bücher veröffentlicht. Er ist
Mitglied in Boards verschiedener renommierter wissenschaftlicher Zeitungen sowie im
wissenschaftlichen Beirat mehrerer Institute. Darüber hinaus ist er Mitglied des EMBO, der
Leopoldina Deutschen Akademie der Wissenschaft, des Instituto Veneto di Scienze Lettere
ed Arti und der Academia Europaea. Cesare Montecucco wurde für seine Beiträge auf dem
Gebiet der Infektionskrankheiten 1993 mit der Shipley Award der Harvard Medical School
ausgezeichnet, bekam 1998 den Preis des Italienischen Konsortiums für Biotechnologie, im
Jahr 2000 den Preis der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, 2003 den
Preis der Masi Foundation for the Venetian Civilization, 2004 den Feltrinelli Preis für
Medizin und 2009 den Redi Award der Internationalen Gesellschaft für Toxikologie.