Die Biologin Prof. Dr. Elizabeth H. Blackburn, Abteilung
für Biochemie und Biophysik der Universität von Kalifornien in San Francisco, USA, und die
Biologin Prof. Dr. Carol Greider, Direktorin der Abteilung für Molekularbiologie und
Genetik der Johns Hopkins Universität in Baltimore, USA, erhalten den mit insgesamt
100.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2009 für ihre
herausragenden Forschungsleistungen „zur Entdeckung der Telomeren und der Telomerase
und Aufklärung ihrer Bedeutung für die Zellteilung und Zellalterung“.
Telomere und Telomerase
Die Enden der Chromosomen werden durch so genannte Telomere (griechisch für Endteile)
geschützt, die diese wie der Plastikring am Ende eines Schnürsenkels umschließen und
schützen. Bei jeder Teilung einer gesunden Zelle werden die Telomere um ein winziges Stück
gekürzt. Wird dabei eine gewisse Mindestlänge unterschritten, teilt sich die Zelle nicht mehr
oder stirbt ab. Das von Elizabeth Blackburn und Carol Greider neu entdeckte Enzym, die
Telomerase, kann die Verkürzung der Telomeren unterbinden: Es stückelt nach der Teilung
DNA-Bausteine an die Chromosomen-Enden an und verlängert so die Telomere wieder.
Damit wirkt die Telomerase der Zellalterung entgegen.
Nachweisbare Mengen an Telomerase finden sich im menschlichen Körper ausschließlich in
Zellen, die sich dauerhaft erneuern müssen, wie Haut- und Schleimhautzellen sowie
Krebszellen. Das Enzym fördert das Tumorwachstum, indem es die Zellalterung verhindert
und dem natürlichen Absterben der Zelle entgegenwirkt. Daher ist die Telomerase heute ein
zentraler und wichtiger Angriffspunkt für die Entwicklung neuer Krebsmedikamente.
Elizabeth Blackburn hat die Telomerase 1984 zusammen mit ihrer damaligen Doktorandin
Carol Greider in einzelligen Wimperntierchen der Gattung Tetrahymena entdeckt und 1985
erstmals beschrieben. In den folgenden Jahren hat sie sie genetisch und biochemisch in
verschiedenen Spezies charakterisiert, während sich Carol Greider insbesondere mit den
Konsequenzen einer Fehlfunktion von Telomeren und Telomerase für die Erbsubstanz, die
genomische Stabilität der Zelle und den Organismus beschäftigt hat.
Prof. Dr. Elizabeth H. Blackburn wurde am 26. November 1948 in Hobart, Tasmanien,
Australien, geboren, studierte Biologie an der Universität Melbourne und promovierte 1975
an der Universität Cambridge in Großbritannien. Anschließend war sie an der Yale
Universität, USA, tätig, bevor sie 1978 einen Ruf der Universität von Kalifornien in Berkeley,
USA, erhielt. Seit 1990 ist sie am Institut für Mikrobiologie und Immunologie der Universität
von Kalifornien in San Francisco, USA, tätig. Sie ist Inhaberin der Morris-HerzsteinProfessur für Biologie und Physiologie am dortigen Institut für Biochemie und Biophysik.
Elizabeth H. Blackburn erhielt zahlreiche Ehrungen und wissenschaftlichen Auszeichnungen
für ihre Arbeiten über Telomere und Telomerase, darunter den Albert Lasker Award for Basic
Medical Research 2006 (zusammen mit Carol Greider) und den L'Oréal/UNESCO-Preis „for
women in science“. Seit 2003 ist Elizabeth H. Blackburn amerikanische Staatsbürgerin. 2007
wurde sie vom „Time-Magazin“ zu einer der „100 einflussreichsten Persönlichkeiten der
Welt“ gekürt.
Prof. Dr. Carol Greider, geboren am 15. April 1961 in San Diego, Kalifornien, USA, wuchs
in Davis, Kalifornien, USA, auf und studierte Biologie in Santa Barbara. Ihre Doktorarbeit
über die Funktion von Telomeren fertigte Carol Greider im Labor von Elizabeth Blackburn an
der Universität von Kalifornien in Berkeley, USA, an, wo beide gemeinsam ihre
bahnbrechenden Entdeckungen zum Enzym Telomerase machten. Seit 1993 ist Carol Greider
Inhaberin der Daniel Nathans Professur und Direktorin der Abteilung für Molekularbiologie
und Genetik an der Johns Hopkins Universität in Baltimore, USA. Für ihre Arbeiten erhielt
sie zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter den Albert Lasker Award for Basic
Medical Research 2006 zusammen mit Elizabeth Blackburn.