Sommerschule: Der Konflikt in Literatur und Recht der frühmodernen Romania - Zugrifffe der romanistischen Literaturwissenschaft und der europäischen Rechtsgeschichte

Sie sind Studentin oder Student und interessieren sich für Fragen an der Schnittstelle von Rechts- und Literaturwissenschaften?

Zwischen dem 25. und 28. August 2014 wird in Frankfurt eine Sommerschule zum Thema "Der Konflikt in Literatur und Recht der frühmodernen Romania - Zugrifffe der romanistischen Literaturwissenschaft und der europäischen Rechtsgeschichte" stattfinden, an der Sie bei Interesse teilnehmen können.

Da ich selbst teilnehmen werde, würde ich mich freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen.

Das Programm der Summerschool und die Anmeldeformalitäten finden Sie hier.

  

Informationstext der Organisatorinnen und Organisatoren:

La libre interprétation – eine romanistisch-rechtshistorische Sommerschule in Frankfurt am Main

„Wir sind Schiffe, die sich nachts begegnen / Seit wir beide eigʼne Wege gehʼn / Wie zwei Lieder, die verschieden klingen / Wir sind Freunde, die sich kaum noch sehn“ – diese Zeilen, 1980 vorgetragen in Nana Mouskouris unverwechselbarem flirrenden Sopran, beschreiben das Ende einer einst beseelten Liebe. Keine hohe Dichtung, doch wer wollte ihnen die Eignung absprechen, auch die Beziehung zwischen der Rechts- und den Literaturwissenschaften trefflich zu bezeichnen? Im selben Medium zuhause, gleichen die Disziplinen mehr oder minder eiligen Reisenden, die einander allenfalls flüchtig ansichtig werden, um sich dann wieder zu verlieren. Der Kontakt reduziert sich meist auf einen kurzen, vielleicht immerhin freundlichen Gruß. Am wenigsten mögen sich in dieser Metapher noch die rechtshistorische und die germanistische Mediävistik wiederfinden, denen das deutsche Mittelalter traditionell ein gemeinsamer Bezugspunkt war. Doch seitdem unser vermeintliches Wissen um „das Mittelalter“ Etliches an Sicherheit eingebüßt hat, mag auch dies bald dahin sein.

So traurig-schön die Vorstellung von den beiden Schiffen auch ist, die des Nachts aneinander vorüber ziehen, ohne eine echte Verbindung zueinander aufnehmen zu können: Das Organisationsteam der diesjährigen Interdisziplinären Dr. Franz J. Vogel Sommerschule des DRV „Der Konflikt in Literatur und Recht der frühmodernen Romania – Zugriffe der romanistischen Literaturwissenschaft und der europäischen Rechtsgeschichte“ will ihr ein anderes Bild entgegensetzen: das von Textwissenschaften, die ihrer Verwandtschaft gewahr und willens sind, aus ihr einen Ertrag in Form von neuem Wissen zu ziehen.

Der Blick fiel dabei auf ein Zusammenwirken der Rechtsgeschichte mit der Romanistik, einerseits, weil sich gerade das juristische Grundlagenfach der Rechtsgeschichte in der interdisziplinären Zusammenarbeit hervorgetan und dabei – insbesondere in Frankfurt am Main, dem europaweit bedeutendsten Standort rechtshistorischer Forschung – längst begonnen hat, die überkommene nationale Perspektive gegen eine transnationale, vielleicht globale Sicht einzutauschen. Andererseits gebietet gerade die globale Betrachtung auch den konkreteren Blick auf die kleineren Einheiten unterhalb von Weltkultur und Weltgesellschaft, gleichsam als ihr Korrelat. Und wer könnte oder wollte da auch nur bestreiten, dass das literarische Erbe gerade der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Romania eines der fruchtbarsten und wirkungsmächtigsten zumindest der europäischen und amerikanischen Geschichte ist? Dante, Petrarca, Bruni, Machiavelli, Ronsard, Bodin, Montaigne, Montesquieu, Cervantes, Góngora, Vega, Quevedo… die Liste bedeutender Autoren, deren Werke dieses Erbe ausmachen, ist nicht unendlich, doch beeindruckend lang.

Das Organisationsteam der Sommerschule, das sind Nachwuchswissenschaftler/-innen und Wissenschaftler/-innen aus Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau und Mannheim, Vertreter/-innen der Romanistik, der Geschichts- und der Rechtswissenschaft, für die Interdisziplinarität zum Alltag gehört: die designierte Nachwuchsgruppenleiterin am MPI für europäische Rechtsgeschichte Dr. Benedetta Albani, Dr. Thomas Amos, Habilitand am Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität, Prof. Dr. Wim Hendrik Decock, Leiter der Nachwuchsgruppe des LOEWE-Schwerpunkts „Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung“ und in diesem Jahr ausgezeichnet mit dem renommierten Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der DFG, Dr. Henning Hufnagel, Junior Fellow an der School of Language and Literature des Freiburg Institute for Advanced Studies, Prof. Dr. Hiram Kümper, frisch berufener Professor für Spätmittelalter und Frühe Neuzeit an der Universität Mannheim, Dr. Tyler Lange von der University of California, Berkeley, derzeit als Fellow Gast des besagten LOEWE-Schwerpunkts, und, nicht zu vergessen, die beiden, die diese Gruppe aus ihren eigenen wissenschaftlichen und beruflichen Kontakten zusammengebracht haben: Dr. Jessika Nowak, wiss. Assistentin am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte I der Universität Freiburg, und Andreas Karg, M.A., Geschäftsführer eben jenes LOEWE-Schwerpunkts.

Der LOEWE-Schwerpunkt „Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung“ wird die gastgebende Institution für die Interdisziplinäre Dr. Franz J. Vogel Sommerschule 2014 des DRV sein: ein durch das Land Hessen im Rahmen der Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) seit 2012 geförderter Forschungsverbund aus Vertreter/-innen der Rechtsgeschichte, Geschichte, Rechtsvergleichung und Sinologie der Goethe-Universität, des MPI für europäische Rechtsgeschichte und anderer Partner der Region, der auf die Erforschung von innergesellschaftlichen, gerichtlich und anderweitig geregelten Konflikten über epochale und kulturelle Grenzen hinweg zielt.

Dieses besondere Forschungsinteresse prägt denn auch das thematische Setting der Sommerschule „Der Konflikt in Literatur und Recht der frühmodernen Romania – Zugriffe der romanistischen Literaturwissenschaft und der europäischen Rechtsgeschichte“ mit, denn der Konflikt und der Umgang mit ihm spielen für das Recht und die Literatur, zumindest für die Dramatik und die erzählende Literatur, evidenter Weise eine besondere Rolle: Da, wo es „menschelt“, wo wir aneinander (falsch) handeln, unsere sozialen Beziehungen managen oder in ihnen „Missmanagement“ treiben, bieten sich Stoffe gleichermaßen für den Juristen wie für den Literaten. Und bisweilen ergibt sich ein überraschendes Ergebnis – oder wie Giraudoux es Hector nicht schöner hätte in den Mund legen können: „Le droit est la plus puissante des écoles de l’imagination. Jamais poète n’a interprété la nature aussi librement qu’un juriste la réalité“.